Obwohl Bestatter mit dem Tod ihr Geld und ihren Lebensunterhalt verdienen, stecken dahinter auch immer Menschen, die das Leben lieben. Und Karl Schumacher sieht man die Lebenslust förmlich an. Der rüstige Ruhrpottler mit dem Herz auf der Zunge hat in seinem Leben schon viel erlebt. Von persönlichen Schicksalschlägen (Tod des Vaters) bis hin zur Geburt seiner beiden Kinder, die als Bestattermeister heute seinen Laden führen und die Tradition der Firma in Oberhausen und Umgebung aufrecht erhalten. Ihrem Vater ist es zu verdanken, dass die Welt von Stanislaw Petrow erfahren hat. Dem Mann, der einst die Welt rettete und im Mai 2017 starb.
Wie Petrow im Kalten Krieg die Welt rettete
In der Nacht zum 26. September 1983, während des Kalten Krieges, tat Oberstleutnant Petrow Dienst in einem sowjetischen Raketenwarnzentrum. Plötzlich meldeten die Rechner den Start einer US-Atomrakete. Doch der 44-jährige Ingenieur misstraute dem System und traf eine Entscheidung: Fehlalarm. Vermutlich verhinderte er dadurch einen Atomkrieg.
Ein Jahr später quittierte er den Dienst und lebte fortan in einer Plattenbausiedlung nahe Moskau. Durch eine Zeitungsmeldung wurde Schumacher 1998 auf Petrow aufmerksam. Bewegt vom Schicksal des Mannes entschloss er sich, ihn in Russland zu besuchen. "Mir war sehr wichtig, dass die enorme Leistung von Stanislaw gewürdigt wird. Ohne ihn wäre die Welt möglicherweise aus den Fugen geraten."
Der vergessene Held
Nach einer abenteuerlichen Reise in Petrows Wohnung angekommen, überkam den Bestatter ein Schock. Eine desolate Wohnungstür, kaputte Heizungen und lose Steckdosen seien die größten sichtbaren Mängel gewesen. Auch die geringe Rente des einstigen Offiziers habe Schumacher traurig gemacht. "Ich war schockiert und fassungslos darüber, wie man mit diesem hochgebildeten Menschen umging.
Für mich hätte er damals den Friedensnobelpreis verdient." Zwischen den Männern entstand eine tiefe Freundschaft. Umso schmerzhafter ist es für Schumacher heute. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Stanislaw nicht mehr am Leben ist. Uns hat menschlich sehr viel verbunden." Als er vom Tod seines Freundes erfuhr, veröffentlichte er eine Todesanzeige in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Dadurch erfuhr die Öffentlichkeit vom Schicksal Petrows. Die Geschichte könnt ihr Euch auch nochmal auf der Webseite der Deutschen Handwerkszeitung nachlesen.
Verschiedenen Handwerksberufe vereint
Während des Gesprächs mit Karl Schumacher wird aber vor allem eines deutlich: Der Bestatterberuf gehört mit zu den handwerksähnlichen Berufen, die verschiedene Gewerke unter einem Dach vereinen. Einerseits kann man sich als Tischler betätigen. Särge und Urnen müssen ja auch irgendwie angefertigt werden. Andererseits lernt man, die Toten anständig und würdevoll für die Trauerfeier herzurichten. Hier steckt also auch das Maßschneiderhandwerk und der Friseurberuf drin.
Und die Branche hat ein Zukunftspotenzial, das seinesgleichen sucht. Bald steht die Befa an. Auf der weltgrößten Bestattermesse werde ich für Euch aus Düsseldorf berichten.
Bilder: Florian Sander





