Mittwoch, 2. Mai 2018

Steinmetze schaffen für die Ewigkeit


Das Steinmetzhandwerk ist echte Handarbeit. Die Ergebnisse von ewiger Dauer. Das erzählt der Steinmetzmeister Markus Richter. Seine Natursteinmanufaktur bildet auch aus. Auf ein Gespräch mit Meister und Azubi.

Vorsichtig und konzentriert setzt Lukas Weber den Meißel an den Steinblock vor ihm an, um ihn anschließend mit kräftigen Schlägen mit dem Hammer zu bearbeiten. Der Anfang 20-Jährige ist mitten in seiner Ausbildung zum Steinmetz und sichtlich zufrieden damit. Vor allem die Vielfalt in dem Beruf macht für ihn den Reiz aus. „Ein Buddha, der jetzt bei mir zu Hause steht, war mein erstes eigenes Werk, das ich in meiner Ausbildung erschaffen habe“ sagt er. Darauf ist er bis heute stolz, auch wenn die Statue nicht perfekt ist. Doch das für ihn nebensächlich. Denn für ihn zählt einzig und allein das Gefühl, etwas mit den eigenen 
Händen geschaffen zu haben. „Echte Handarbeit eben“, betont er. 






Bei der Stange bleiben


Dennoch ist die Ausbildung gerade am Anfang ein ziemlich hartes Brot. „Zu Beginn ist es wirklich frustrierend. Wenn du einen Marmor- oder Granitblock bearbeitest und dich verhaust, kannst du direkt von vorne anfangen“, erzählt Lukas. In den ersten Monaten seiner Ausbildung sei ihm das häufiger passiert, aber nach einer gewissen Einarbeitungszeit stellte sich der Erfolg ein. Aus diesem Grund rät Lukas auch allen Schulabgängern, die sich für eine Ausbildung zum Steinmetz interessieren dazu, nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen und aufzugeben, sondern bei der Stange zu bleiben. „Das Erfolgserlebnis kommt, wenn auch nicht gleich.“

Handarbeit und künstlerisches Talent


Dazu rät auch Lukas‘ Ausbilder Markus Richter. Der gestandene Steinmetzmeister und Betriebsinhaber der Natursteinmanufaktur in Düsseldorf ist einer von vier Betrieben in der Rheinmetropole, die Azubis in ihrem Betrieb ausbilden. „Viele Betriebe suchen zwar Gesellen, aber nur wenige wollen ausbilden“, sagt er. Dabei macht der Beruf des Steinmetzes nicht nur die körperliche Arbeit aus. „Es ist vielmehr die Kombination aus echter Handarbeit, künstlerischem und zeichnerischem Talent und dreidimensionalem Denken“, erzählt er.
In der Regel fertigt Markus für seine Kunden Zeichnungen und Skizzen an, damit sie sich eine Vorstellung davon machen können, wie das Produkt am Ende ausschaut. Mit seinem Betrieb hat sich Markus vor allem auf Grabmäler sowie auf die Restaurierung von Denkmälern spezialisiert. Was ihm bei der Anfertigung von Grabsteinen sehr wichtig ist: der persönliche Bezug zum Verstorbenen. „Wenn jemand Hobby-Segler oder Imker war oder seinen Beruf leidenschaftlich ausgeübt hat, gestalte ich den Grabstein entsprechend seiner beruflichen oder nebenberuflichen Neigungen. Natürlich alles in enger Abstimmung mit den Hinterbliebenen“, sagt Markus.
   

Steinmetz auf der Walz



Wer Steinmetz werden möchte, sollte also auch ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen mitbringen. Der Umgang mit den Angehörigen eines Verstorbenen gehört genauso zum Berufsbild, wie das Bearbeiten von Granit- oder Marmorblöcken. „Die Einfühlungsvermögen kommt im Laufe der Berufsjahre“, so der gestandene Steinmetzmeister.
An Erfahrung mangelt es Markus nicht. Vor fünf Jahren hat er die Natursteinmanufaktur übernommen. Davor war er dort angestellt und ein paar Jahre zuvor auf der Walz. Die Reise führte ihn quer durch Europa bis nach Afrika. Seine Erlebnisse waren dabei überwiegend positiv.
Für Azubi Lukas kommt ein Leben auf der Walz allerdings nicht in Frage. „Das unstete Leben, das man in dieser Zeit führt, ist nichts für mich“, sagt er. Vielmehr verfolgt er den Plan, nach der Ausbildung seinen Meister zu machen, um sich dann weiter umzuschauen.

Hände schmutzig machen gehört dazu


Ein paar gutgemeinte Ratschläge hat er noch für diejenigen, die Interesse an einer Ausbildung in dem Handwerk zu machen: „Lasst Euch von anfänglichen Misserfolgen nicht unterkriegen. Bis ihr einen Steinblock richtig bearbeiten könnt, dauert es einfach eine Zeit. Und denkt dran: Man macht sich schmutzig. Das sollte kein Problem für Euch sein.“
Wer also ernsthaft Interesse an dem Beruf hat, sollte sich überlegen, ein mehrwöchiges Praktikum in einem Betrieb zu machen. Denn das sei kein Problem, wie Markus und Lukas versichern. 

Auf der Webseite von Markus' Steinmanufaktur können sich sowohl Azubis als auch potenzielle Kunden einen Eindruck von seiner Arbeit machen.


Bilder: Christoph Ledder/M.Richter

Mittwoch, 11. April 2018

Der Bestatter und der Retter der Welt

Bestatter haben ja üblicherweise keinen guten Ruf. Die Toten schnell vergraben und die Angehörigen abkassieren. Das Bild existiert leider biss heute. Natürlich gibt es in der Branche viele schwarze Schafe. Doch anhand eines Bestatters könnte sich Euer Bild vielleicht ändern.

Obwohl Bestatter mit dem Tod ihr Geld und ihren Lebensunterhalt verdienen, stecken dahinter auch immer Menschen, die das Leben lieben. Und Karl Schumacher sieht man die Lebenslust förmlich an. Der rüstige Ruhrpottler mit dem Herz auf der Zunge hat in seinem Leben schon viel erlebt. Von persönlichen Schicksalschlägen (Tod des Vaters) bis hin zur Geburt seiner beiden Kinder, die als Bestattermeister heute seinen Laden führen und die Tradition der Firma in Oberhausen und Umgebung aufrecht erhalten. Ihrem Vater ist es zu verdanken, dass die Welt von Stanislaw Petrow erfahren hat. Dem Mann, der einst die Welt rettete und im Mai 2017 starb.


 

Wie Petrow im Kalten Krieg die Welt rettete


In der Nacht zum 26. September 1983, während des Kalten Krieges, tat Oberstleutnant Petrow Dienst in einem sowjetischen Raketenwarnzentrum. Plötzlich meldeten die Rechner den Start einer US-Atomrakete. Doch der 44-jährige Ingenieur misstraute dem System und traf eine Entscheidung: Fehlalarm. Vermutlich verhinderte er dadurch einen Atomkrieg. 

Ein Jahr später quittierte er den Dienst und lebte fortan in einer Plattenbausiedlung nahe Moskau. Durch eine Zeitungsmeldung wurde Schumacher 1998 auf Petrow aufmerksam. Bewegt vom Schicksal des Mannes entschloss er sich, ihn in Russland zu besuchen. "Mir war sehr wichtig, dass die enorme Leistung von Stanislaw gewürdigt wird. Ohne ihn wäre die Welt möglicherweise aus den Fugen geraten."

 

Der vergessene Held


Nach einer abenteuerlichen Reise in Petrows Wohnung angekommen, überkam den Bestatter ein Schock. Eine desolate Wohnungstür, kaputte Heizungen und lose Steckdosen seien die größten sichtbaren Mängel gewesen. Auch die geringe Rente des einstigen Offiziers habe Schumacher traurig gemacht. "Ich war schockiert und fassungslos darüber, wie man mit diesem hochgebildeten Menschen umging.

Für mich hätte er damals den Friedensnobelpreis verdient." Zwischen den Männern entstand ­eine tiefe Freundschaft. Umso schmerzhafter ist es für Schumacher heute. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Stanislaw nicht mehr am Leben ist. Uns hat menschlich sehr viel verbunden." Als er vom Tod seines Freundes erfuhr, veröffentlichte er eine Todesanzeige in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Dadurch erfuhr die Öffentlichkeit vom Schicksal Petrows.  Die Geschichte könnt ihr Euch auch nochmal auf der Webseite der Deutschen Handwerkszeitung nachlesen.







Verschiedenen Handwerksberufe vereint


Während des Gesprächs mit Karl Schumacher wird aber vor allem eines deutlich: Der Bestatterberuf gehört mit zu den handwerksähnlichen Berufen, die verschiedene Gewerke unter einem Dach vereinen. Einerseits kann man sich als Tischler betätigen. Särge und Urnen müssen ja auch irgendwie angefertigt werden. Andererseits lernt man, die Toten anständig und würdevoll für die Trauerfeier herzurichten. Hier steckt also auch das Maßschneiderhandwerk und der Friseurberuf drin.

Und die Branche hat ein Zukunftspotenzial, das seinesgleichen sucht. Bald steht die Befa an. Auf der weltgrößten Bestattermesse werde ich für Euch aus Düsseldorf berichten.





Bilder: Florian Sander







Donnerstag, 5. April 2018

Von wegen "kleines Schneiderlein"

Das Maßschneiderhandwerk braucht mutige junge Leute, die auch bereit sind, ein Risiko einzugehen. Schneiderin Maggy Rogalski aus Kaarst macht es vor und beweist, dass es gar nicht so schwer ist, sich selbst zu verwirklichen.

 

Wer sich seine Kleidung eigenhändig schneidern kann, beherrscht eine hohe Kunst. Statt viel Geld für teure Markenklamotten auszugeben, kann man sich mit der richtigen Ausbildung in dem Handwerksberuf Hosen, Hemden und Pullis ganz individuell für sich und andere anfertigen. Allerdings sollte eine gehörige Portion Kreativität, Ausdauer und Belastung sowie Geschick dafür mitgebracht werden.

 

Mode der amerikanischen Südstaaten


All das beherrscht Maggy Rogalski. Die gelernte Schneiderin produziert und verkauft seit mehr als 30 Jahren Hemden, Ballkleider, Hosen, Jacken und Westen im Stil des "Wilden Westens". Insspiriert von der Mode der amerikanischen Südstaaten aus der Zeit von 1860 bis 1900 hat sich Rogalski in den vergangenen Jahrzehnten eine rieisige Fan-Communitiy aufgebaut. Mit ihrer Kleidung bereist sie nhezu jedes Cowboy- und Western-Event in Deutschland und ist mitlerweile bekannt, wie ein bunter Hund. "Wenn ich auf die Festivals gehe ist das für mich ein großes Familientreffen", sagt sie.






Produziert wird die Kleidung hauptsächlich in Kaarst, einer Stadt nahe Düsseldorf. Dort hat sie das Glück ihre Wohnung und Werkstatt gleichzeitig unter einem Dach zu haben. Auf rund 50 Quadratmetern reihen sich Röcke, Hemden und Bluesen auf den Kleiderstangen. Dazwischen stehen Kleiderpuppen und in den Regalen an der Wand liegen jede Menge Stoffballen. Von hier aus geht ihre Kleidung nach ganz Deutschland.  Dabei spielt das Online-Gschäft bei ihr eine ganz wichtige Rolle. Auf ihrer Webseite können sich die Kunden in einem Showroom einen Eindruck von ihrer Mode machen. Über ihren Online-Shop kann sich die Ware nach Hause geschickt werden lassen.



Breite Kundschaft


Ihre Kunden sind jedoch nicht nur Besserverdienende. "Zu meinen Kunden zählen sowohl Ärzte und Juristen als auch junge Leute, die gerade einmal mit ihrer Ausbildung fertig sind", sagt sie. Gerade bei dieser Kundengruppe sei die nostalgische Westernmode sehr gefragt. Vor allem viele junge Leute bevorzugen heute Alternativen zum klassischen weißen Brautkleid und schwarzem Anzug. "Die jungen Leute wollen was Originelles", so Rogalski. Und das bietet sie ihnen mit ihrer "Country und Western Collection" und wiederlegt gleichzeitig das Klischee vom kleinen Scheiderlein, das im Schneidersitz in einer dunklen Kammer sitzt und im Akkord näht. Bei Rogalski wird Handarbeit und Kreativität großgeschrieben.



Möglichkeit des Trendsettings


Unterstützt wird sie bei ihrer Produktion von der Damen- und Herrenschneidermeisterin Claudia Steding. Steding selbst ist überzeugt davon, dass man im Maßschneiderhandwerk Großartiges vollbringen kann. "Mit der richtigen Idee und der nötigen Portion Ausdauer, Geschick und vor allem Risikobereitschaft kann man in dem Beruf seine Erfüllung finden", sagt sie.

Mit ihrem Modeatelier "La Donna" in Düsseldorf bietet die Schneidermeisterin Maßkonfektion und Maßanfertigungen für Damen in allen Kleidergrößen an. Es gebe auch in dem Handwerk einge Trends, die bei den Kunden gut ankommen würden. Doch der Beruf bietet die Möglichkeit, selber Trends zu setzen. Am Beispiel von Maggy Rogalski wird dies deutlich. Country- und Westernmode ist gefragter, als man denkt.

Wer also Stoffe und ausgefallene Schnitte liebt, kann sich in dem Handwerk vollkommen ausleben. Dafür sind die beiden Frauen der Beweis.  Dabei wird der Beruf keinesfalls nur von Frauen ausgeübt. Viele Modeateliers und Manufakturen werden von Männern geleitet. Ein Beruf also, der für Jungs und Mädels gleichermaßen spannend sein kann. 





Steinmetze schaffen für die Ewigkeit

Das Steinmetzhandwerk ist echte Handarbeit. Die Ergebnisse von ewiger Dauer. Das erzählt der Steinmetzmeister Markus Richter. Seine Natu...